Was ist denn jetzt? Wo wollen sie denn nun hin die Kurse? Wie geht’s denn nun weiter?
Als Daytrader insbesondere als Neuling ist es schon verwirrend, wenn die Märkte so richtunglos erscheinen, wie in den vergangenen Tagen und Wochen. Allerdings ist es auch eine Sache der selektiven Wahrnehmung, denn als Daytrader ist man überwiegend im 5 min Chart unterwegs. Zwar schaut man zur Übersicht auch täglich in den 1h-Chart, um saubere Analysen zur Handelsvorbereitung zu erstellen, doch nach einigen Tagen hin und her, kommen erste Zweifel über die eigenen Analyse- und Tradingfähigkeiten. Ausserdem entwickelt sich dass Bedürfnis, die Schuld für die Orientierungsloskeit und mangelnde Gewinne abzugeben.
„Die verschwören sich doch gegen uns kleine Trader. Die Märkte werden von den Banken und Brokern so manipuliert, dass ich keine Chance habe. Ach – und der Mentor hat scheinbar auch keine Ahnung und seine Strategien sind Mist.“
Doch wenn Du Dir in Erinnerung rufst, dass es an der Börse zwei verschiedene Phasen gibt, die Du längst kennst und auch täglich nutzt, wird Dir sicher schnell klar, dass das aktuelle Marktgeschehen ein ganz normaler Umstand ist. Es gibt zum einen Tendenzen in Form von Bewegung und Trends (die sind uns am liebsten) und zweitens gibt es Korrekturen in sehr vielen Formen (Bewegung, Trends, Ranges uvm.)
Sieh Dir diesen Chart an und frag Dich, was Du siehst:Das ist der DAX im Monatschart. Du kannst leicht erkennen, dass er sich in einer Korrektur befindet und das schon seit über einen Jahr. Das erklärt, weshalb der Markt sich so verhält. Innerhalb von Korrekturen im ganz großen Bild findest Du in kleineren Zeiteinheiten auch die ganze Palette von Strukturen, die Korrekturen einfach annehmen können und das sind sehr viele.
Wenn Du ausserdem berücksichtigst, dass das Gefühl von Zuversicht und Unsicherheit bei den Marktteilnehmer schwankt, dann ist auch schnell klar, warum es zu Phasen von Unsicherheit kommen kann, wie wir es derzeit erleben.
Angst um Chinas Wirtschaft hat regelrechte Angst im Sommer 2015 geschürt. Dann stürzt der Ölkurs soweit ab, dass die Sorge um Pleiten von Förder- und Transportunternehmen und finanzierende Banken Anfang 2016 die Aktienindizes wieder in die Knie zwang. Ab Mitte Februar dann haben Entscheidungen wie die Drosselung der Ölförderung uvm. zu einem Phenomen geführt, das geschichtlich neu war. Die Stabilisierung und Anstieg des Ölpreises führte zum Anstieg der US-Indizes. Als der US-Einkaufsmanager Index dann auch noch die magische Marke von 50 im April überschritt, wurden euphorische Blicke auf neue Allzeithochs geworfen. Auch der Dax profitierte davon.
Doch das sind vorübergehende Erscheinungen, die sich wieder ändern. Ständiger Wandel an geldpolitischen Maßnahmen, Rohstoffpreisen und nicht zuletzt die Unternehmensdaten verändern die Risikobereitschaft der Anleger, die emotionsgetrieben handeln und dadurch die Kursentwicklung bestimmen.
Aktuell tritt der Ölpreis in den Hintergrund und die Fragen zum Verbleib Großbritanniens in der EU, die Gerüchte um weitere Zinserhöhungen in der USA und die inzwischen bei Gerichtshöfen umstrittenen Unternehmensanleihenkäufe der EZB machen die Anleger nervös.
Letzere zwei Themen sind von Zeitpunkt und Eintritt ungewiss. Das Referendum zum Brexit (Britain Exit) wird am 23.06.2016 stattfinden. Bis dahin werden so einige mehr oder weniger ernstzunehmende Informationsquellen auftauchen und die Wahrscheinlichkeit des Abschieds oder Verbliebs des Inselstaates in der EU in verschiedener Weise deutlich machen wollen.
Lass Dich nicht verrückt machen. Passe Dich an die Markt-Gegebenheiten an und trade die dazu passenden Strategien. Verluste wie Gewinne gehören dazu. Machmal überwiegt das eine oder das andere. Wichtig ist: Bleib diszipliniert und mental stark.