Grundsätzlich gibt es drei Arten von Händlern in einem Markt. Solche, die Long positioniert sind (also auf steigende Kurse spekulieren), welche die Short ausgerichtet sind (damit auf fallende Kurse spekulieren) und solche, die Flat sind, also an der Seitenlinie auf ihren Einstieg warten.
Diese drei Arten von Händlern sind dafür verantwortlich, dass ein Kurs entsteht, da sie für Angebot und Nachfrage sorgen.
Aus dieser Tatsache entsteht die wichtige Erkenntnis, dass nicht Nachrichten oder externe Ereignisse den Kurs machen, sondern die drei angesprochenen Arten von Händlern, welche ihre Orders im Markt haben. Diese Orders werden dann ausgeführt, was sich graphisch sichtbar in den Charts –niederschlägt.
Aus dem Wissen um das ständige Vorhandensein von Orders entsteht wiederum die Erkenntnis über das Entstehen eines Trends. In dem Moment, indem die Nachfrage das Angebot übersteigt – also mehr Käufer als Verkäufer vorhanden sind – wird ein Kurs durch die Händler, welche sich Long positionieren (einen Wert kaufen) steigen. Zum Beispiel kauft eine große Institution, z.B. ein Fond, einen bestimmen Wert (die Gründe dafür sind für uns nicht wichtig) in großem Stil, so dass der Kurs unwillkürlich steigt.
So entstehen dann Trends.
In den Charts sind diese Trends mit Ihren Trendbewegungen und ihren Korrekturen sichtbar. Das grafische Ergebnis ist für alle Marktteilnehmer gleichermaßen zu erkennen.
Aus diesen Charts ziehen alle Marktteilnehmer ihre persönlichen Schlüsse und entscheiden, ob und bei welchem Kurs sie diesbezüglich Orders für den Kauf und Verkauf platzieren wollen.
Die Interessen sind einerseits gleich (Geld verdienen) und doch in Ihrer Umsetzung gleichzeitig total verschieden. Man könnte fast sagen, dass 1000 Markteilnehmer, die Entscheidung zur Positionierung im gleichen Markt zu 1000 verschiedenen Vorgehensweisen neigen. Das ist der Grund, warum ein Chart fast nie so wie in einem Lehrbuch aussieht. Alle Teilnehmer haben Ihre eigene Interpretation und Berechtigung und nutzen Ihre Möglichkeiten.
Der eine ist ein kleiner Händler und kauft einfach mit Marketorders irgendwo in die Korrektur hinein, um die nächste große Bewegung zu erwischen, weil er es möchte bzw. es KANN. Viele andere machen das ungefähr gleichzeitig auch nur zu zufällig unterschiedlichen Kursen und unterschiedlichen Stops und Take Profit Orders. Ein anderer Händler verkauft im gleichen Markt, weil er es MUSS – weil er eine Position, die er in einem anderen Markt hat, hedgen muss.
Wieder andere scalpen sich im Tickchart einfach ein paar Punkte long, dann wieder short mit kurzen Stops aus diesem Markt.
Ein weiterer begibt sich auf die Jagd nach Stops, weil der Chef der Investmentabteilung der Bank in der er arbeitet ihn dazu verpflichtet, eine Menge verfügbares Kapital zu vermehren. Da es soviel ist, muss er sich im Chart auf die Suche nach Liquidität machen, die er an „wichtigen oder typischen oder lt. Lehrbuch empfohlenen Punkten“ im Chart vermutet. Oder er lockt durch geschickte Testverkäufe, die durch Bewegungen im Chart sichtbar werden, andere Marktteilnehmer an. Er animiert sie damit zum Kauf, weil er ihre Liquidität – ihre Orders braucht, damit er seine große Orderzahl los wird und tut später etwas ähnliches auf der anderen Seite, um aus dem Markt mit Gewinn wieder aussteigen zu können.
Der nächste wittert ein Geschäft, weil er Kursdiskrepanzen zwischen unserem Beispielmarkt und einem anderen entdeckt hat und macht sich diese Diskrepanz für ein Spreading oder Arbitrage-Geschäft zu nutze, sobald die Diskrepanz zwischen diesen beiden Märkten wieder aufgelöst ist.
Der Markt ist ein großer großer Teich oder vielleicht auch ein Meer voller Fische, die fressen wollen und jeder Fisch will anders fressen aber nicht gefressen werden.
All das ist Markttechnik. Wenn Du bei Wikipedia nach Markttechnik suchst, wirst Du weitergeleitet zum Artikel „Technische Analyse“. Warum ?
Ich weiss es nicht genau, aber das liegt wohl daran, dass all die o.a. beschriebenen Handelsweisen nur eine Gemeinsamkeit besitzen – die Abbildung der Kurse im Chart und die Arbeit der Teilnehmer mit dem Chart.
Wenn Du am Markt unterwegs bist, denke immer daran, wenn Dich mal wieder der Markt nervt, weil er nicht so läuft, wie Du es brauchst. Der Markt ist eine Summe aus Entscheidungen, die Menschen, wie Du treffen. Er ist, wie er ist. Manchmal ist er „nervig“.
Aber:
Der Markt ist voller Möglichkeiten, dank der Teilnehmer, die alle mit Ihrer „Markttechnik“, Deine Chancen zum Geldverdienen bereitstellen.